Roman plotten, ja oder nein? Es ist die berühmte Gretchenfrage. Wenn nein, was dann? Die Geschichte über Figuren entwickeln? Nun, alles ist möglich und erlaubt. Plotten ist also keine Pflicht und es gibt genügend Beispiele, das berühmteste ist sicherlich Stephen King, die eher über die Figurenentwicklung kommen. Die meisten Autoren plotten Romane allerdings im Vorfeld. Dies scheint – zumindest für jene Autoren, die noch nicht an ihrem 15. Roman arbeiten – der beste und sicherste Weg zur Buchveröffentlichung zu sein.

Geschichten glaubwürdig erzählen

Der womöglich wichtigste Merksatz für Belletristik-Autoren lautet „Show don’t tell!“. Auf Deutsch „Nicht erklären, sondern zeigen!“. Gute, interessante Romane sind keine beschreibenden Abhandlungen, sondern nehmen den Leser mit auf eine spannende Reise. Dabei wird der Fokus darauf gelegt, wie unser Protagonist durch die Welt geht und was er erlebt. Es geht darum, Handlungen und Geschehen nicht zu beschreiben, sondern mittels der Geschichte selbst zu zeigen.

Plotten mit der klassischen 3-Akt Struktur

Bei Romanen lassen sich immer wieder dieselben Schwächen erkennen. Dabei könnten die meisten Fehler oder langweiligen Passagen mittels der Anwendung der klassischen 3-Akt Struktur rasch ausgemerzt werden! Es genügt meist schon, sich einmal mit der Theorie auseinanderzusetzen, und diese fortan aktiv in Büchern und Filmen zu identifizieren. Schließlich bestehen über 90 Prozent aller Filme daraus. In diesem Kapitel möchten wir Dir kurz die wichtigsten Schritte bei der 3-Akt Struktur aufzeigen.

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Plotten mit der 3-Akt Struktur – der 1. Akt

Am Anfang hat man bei jedem neuen Buchprojekt Schmetterlinge im Bauch. Wenn wir damit beginnen, einen Roman zu plotten, starten wir grundsätzlich mit dem Setting. Einige wichtige Fragen sind z. B.:

  • Wer ist die Hauptfigur?
  • Was macht sie?
  • Was ist ihr Alltag?
  • Wie lebt sie?
  • Wo wohnt sie?
  • Ist sie alleine, glücklich geschieden, Single oder homosexuell?
  • Mit wem verbringt sie/er Zeit?

Wichtig zu beachten: Zeige es! Nicht erklären! Sobald die Ausgangssituation klar und deutlich ist, kommt es zum sogenannten auslösenden Ereignis. Bei einem Roman in der Regel innerhalb der ersten 20-30 Seiten. Das heißt, nun passiert etwas, was die Figur aus ihrem alltäglichen Leben reißt und vor eine große Herausforderung stellt. Hier beginnt die Geschichte, auch für den Leser Form anzunehmen. Schließlich möchte man nun wissen, wie es weitergeht. Jetzt wird es spannend, der Alltag ist verändert. Beispiele für auslösende Ereignisse:

  • Todesfall
  • Einsamkeit
  • Trennung
  • Pleite
  • Angriff der Klingonen

Dem Leser wird nun klar, dass die Figur eine Reise zu schaffen hat. Doch wie geht sie damit um?

Plotten mit der 3-Akt Struktur – der 2. Akt

Nachdem sich nun die ganze Welt unseres Protagonisten verändert hat, beginnt mit dem zweiten Akt der Weg – das Wie. Beispiele:

  • Wie verlieben sie sich?
  • Wie kommt er zum Schatz?
  • Wie bekämpft er seinen Liebeskummer?
  • Wie stellt sich die Reise in unbekannte Welten dar?

Mit dieser Frage gelingt Dir der Einstieg in den zweiten Teil. Was ist die Mission unserer Hauptfigur? Was ist die Aufgabe, die die Figur schaffen muss?

Der 2. Akt ist in etwa doppelt so lang, wie der erste. Erster und dritter Akt sind in etwa genauso lang, wie der zweite Akt. Als grobe Orientierung. Der zweite Akt ist zweifelsohne am schwierigsten zu schreiben. Wir müssen darauf achten, dass die Geschichte spannend bleibt und nicht langweilig wird. Außerdem müssen wir zusehen, dass wir selbst in diesem Mittelmarathon nicht die Motivation verlieren. Deshalb sollten wir in diesem zweiten Teil an jedem Punkt Hindernisse aufbauen. Denn nur durch Hindernisse gibt es eine spannende Geschichte. Wir dürfen also ruhig gemein zu unserer Figur sein 😉. Damit Du Dich gut orientieren kannst, kann ein exaktes Storyboard wahre Wunder bewirken.

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Im zweiten Akt muss unser Protagonist also die eingefahrenen Wege des Alltags verlassen, um sich als Person zu verändern und die Hindernisse, die wir ihm in den Weg legen, zu schaffen. Je schwieriger die Hindernisse, umso spannender! Am besten sind übrigens jene „Steine“, die aus dem Leben kommen.

Der Midpoint in der Mitte des 2. Akts

Es läuft in unserer Geschichte eigentlich ganz gut und es kommt endlich zum ersten Kuss (Beispiel). Wir befinden uns gerade in der Mitte unserer Liebesgeschichte. Hier verändert sich die Figur noch einmal. In ihr hat sich durch die Geschichte, durch die Reise, durch eine andere Figur etwas verändert. Dabei sollten wir uns auf Eigenschaften und Punkte konzentrieren, die am Anfang eigentlich ausgeschlossen waren. Man denke an Pretty Woman und ihrem Prinzip „ich küsse niemals auf den Mund“.

Als Leser denkt man sich an dieser Stelle meist: Toll! Jetzt könnte die Geschichte eigentlich zu Ende sein. Doch falsch gedacht! Es warten weitere Hindernisse auf unsere Hauptfigur. Ab dem Midpoint unserer Geschichte sollten wir verstärkt auf die Figurenentwicklung achten. Wir sollten nun beginnen, darauf hinzuarbeiten, wo wir am Ende hinwollen. Man achte darauf, dass sich die „Bösen“ (Antagonisten) in der Regel wenig bis gar nicht entwickeln.

Am Mitpoint sieht man meist, wo das Ende hinführen soll. Dort wird das bereits angedeutet. Es sind aber noch Hindernisse zu überwinden.

Plotten mit der 3-Akt Stuktur – der 3. Akt

Der letzte Akt macht in der Regel am meisten Spaß. Hier zeigen wir, dass unsere Hauptfigur, bei aller Entwicklung, doch nicht aus ihrer Haut kann. Sie hat zwar größte Schwierigkeiten und Hindernisse überwunden, fällt aber dennoch zurück in alte Muster. Sie scheint nun mal die Person zu sein, die sie ist.

ABER!

Dann kommt es zum großen Höhepunkt. Die große Krise. Im dritten Akt konfrontieren wir unsere Hauptfigur mit der großen Krise. Jeder Kampf, jedes Hindernis, der Wendepunkt, alles ist verloren wegen der Krise (Beispiel: Ich kann dich nicht heiraten => Trennung). Wäre unsere Hauptfigur aber wirklich noch die alte, würde die Krise gar nicht entstehen. Erst durch die Veränderung der Figur am Midpoint, kann es an dieser Stelle zur Krise kommen (wäre es vorher nicht). Der Midpoint ist also wichtig, damit die Geschichte überhaupt eine Wendung nehmen kann.

Der Schluss?

Unsere Figur hat sich nun entschieden und fertig entwickelt. Das Einzige, was nun noch fehlt, ist, dass sich die andere Figur verändert. So kommen wir zum Happy End. Doch die andere Figur kann sich nur deshalb ebenfalls entwickeln, weil es unsere Hauptfigur bereits getan hat.

Mögliche Krisen? Die Figur verliert alles. Vor allem genau das, was sie sich am meisten gewünscht hat. Indem sie diese Krise überwindet, zahlt sich schließlich die ganze Arbeit aus, die sie im 2. Akt verrichtet hat (Buchempfehlung: Die Kunst des Drehbuchlesens (Oliver Schütte).

Der Plot und die Heldenreise

Nun bist Du bereits mit den essenziellen Bestandteilen eines jeden Bestsellers vertraut. Du wirst überrascht sein, wie Du diese 3-Akt Struktur plötzlich in jedem guten Buch oder Fernsehfilm erkennen kannst. Diese Struktur funktioniert in unseren Augen so gut, weil sie das Muster der klassischen Heldenreise widerspiegelt. Ein Muster, das derart archaisch ist, dass wir es alle in uns tragen und uns vermutlich deshalb so gut damit identifizieren können.

Alternativer Aufbau eines klassischen Plots

Es gibt viele verschiedene Plot-Strukturen mit unterschiedlich vielen Schritten. Daher sei an dieser Stelle eine Alternative aufgezeigt, die sich aber im Wesentlichen in der klassischen Heldenreise, in Form der 3-Akt Struktur, wiederfinden lässt.

1. Auslösendes Ereignis

Das kann sehr dramatisch sein. Es muss das Leben des Charakters aus dem Gleichgewicht gebracht werden (erschütternde Wirkung). Leser fragt sich: Und was passiert jetzt?

2. Zunehmende Komplikationen (Hauptteil)

Durch jeden Widerstand entwickelt sich unsere Figur weiter. An den Widerständen sehen wir die Reaktionen der Figur (Was macht sie aus? Wer ist sie?)

3. Krise (die große Entscheidung)

Partner, Leben/Tod, sehr dramatisch. Unser Protagonist steht unter hohem Druck und muss eine sehr große Herausforderung meistern. Die Entscheidung wird die Figur FÜR IMMER verändern!

4. Höhepunkt der Geschichte

Die Figuren kommen zusammen (Liebesroman) oder der Fall wird gelöst (Krimi). Hier löst sich die Spannung für den Leser.

5. Auflösung

Wir leiten über in den letzten Teil. Hier wird Passierte entsprechend eingeordnet und ein Ausblick gegeben, wie es weitergeht (Cliffhanger, für weitere Teile).

Wichtige Prinzipien des klassischen Plots

Schreiben ist ein Handwerk, das intuitiv häufig die besten Ergebnisse erzielt, aber dennoch erlernt werden sollte. Wenigstens die fundamentalen Grundlagen. Welche wichtigen Prinzipien sollten daher unbedingt beachtet werden?

  • Kausalität
    Dinge, die passieren, stehen in folgerichtigem Zusammenhang. Statt Zufälle. Eines ergibt sich aus dem anderen.
  • Lineare Zeit
    Die Zeit läuft von jetzt in die Zukunft (Rückblenden erlaubt). Keine wilden Zeitsprünge!
  • Äußerer Konflikt
    Im klassischen Plot gibt es meist einen starken äußeren Konflikt (z. B. Erdbeben).
  • Innerer Konflikt
    Der innere Konflikt konzentriert sich auf den Geist, Gefühle, Gedanken, die Seele.
  • Einzelner Protagonist
    Das ist nicht nur deutlich einfacher für den Autor, sondern auch für den Leser einfacher nachzuvollziehen.
  • Aktivität
    Ein Protagonist sollte aktiv daran beteiligt sein, sein Leben zu führen.
  • Konsistente Realität
    Man kann getrost eine völlig neue Welt erfinden. Diese sollte dann aber konsequent durchgehalten werden. Dies gilt insbesondere für bspw. Fantasy-Geschichten!
  • Geschlossenheit
    Alle offenen Fragen werden beantwortet. Es gibt einen „Abschluss“ (und damit einen zufriedenen Leser).
  • Veränderung
    Es ist wirklich etwas passiert. Protagonist macht eine Wandlung durch und ist am Ende verändert – ein völlig neuer Mensch.
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Was ist wichtiger, Plot oder Figuren?

Wie bereits eingangs geschrieben, gibt es hier kein gut oder schlecht, richtig oder falsch. Beide Erzähl- bzw. Strukturierungstechniken greifen stark ineinander. Der Plot ist die Abfolge der Ereignisse, die die Figur durchmacht. Erst dadurch entwickelt sie sich. Insofern sind beide Teile untrennbar miteinander verbunden.

Tipp: Wie kann ich meine Figuren verbessern?

Schreibe 10 Dinge auf, die Deine Figur gerne mag und 10 die Deine Hauptfigur hasst. Du wirst überrascht sein, wie schnell sie greifbar und interessant wird! Übrigens. Dein Protagonist kann am Anfang auch ein „Arschloch“ oder Idiot sein und sich zum Positiven wandeln.

Wichtig? Suche nach einem Ereignis, einer Storyline, die eben NICHT Klischee ist bzw. man an anderer Stelle schonmal gelesen hätte. Je einzigartiger Deine Geschichte, umso höher das Bestseller-Potential!